Hallo,
vorab - bevor jemand erschrickt - es geht hier nicht um unseren GAZ 66. Ich hatte bei eBay-Kleinanzeigen einen GAZ 66 mit Koffer für kleines Geld gesehen und überlegt, ob der Trend nicht einfach zum Zweit-GAZ gehen könnte.
Am vergangenen Wochenende habe ich mir den GAZ dann mal persönlich angeschaut, ihn dann aber doch nicht gekauft. Er ist also noch zu haben.
Der GAZ ist wohl in den letzten Jahren regelmäßig sehr kurze Strecken auf dem eigenen Grundstück bewegt worden, er sprang sofort an, keine feste Bremse, alle Gänge problemlos schaltbar. Die zu erwartenden typischen Standschäden waren also zumindest nicht so gravierend, dass das Fahrzeug nicht bewegt werden kann, die grundlegende Substanz ist OK.
Der GAZ ist offensichtlich in den letzten Jahren auch offensichtlich regelmäßig abgeschmiert worden, das Kühlwasser war klar und blau, ich habe es nicht gespindelt, aber da war reichlich und genug Frostschutz drin, also auch von dieser Seite keine Probleme zu erwarten.
Der Koffer braucht Einiges an Zuwendung, hat keine Stehhöhe (war bekannt) und ist relativ kurz, mit einem geräumigen Einbau für ein Aggregat hätte sich an dieser Ecke (hinten rechts, auch demontierbar) eine nette Wasser- und Abwasserlösung angeboten.
Diverse Teile sind in einem Zustand, bei dem ich sagen würde, dass sie für zwei weitere Jahre halten, da macht es dann aber bei einer Inbetriebnahme jetzt definitiv Sinn, einmal großzügig durchzutauschen. Ich würde bei den Reifen (wie beschrieben Made in USSR, zu ersetzen) und den Bremsen (mache ich immer so, Bremsen waren nicht fest und haben gebremst) anfangen, natürlich aller Flüssigkeiten tauschen und alle Hydraulikschläuche, insbesondere an der Bremse, tauschen. Auch die Reifendruckregelanlage ist vollständig, aber ebenfalls überarbeitungsbedürftig.
Die einzigen Fehlteile, die ich identifiziert habe sind der Deckel auf dem Luftfilter und die originale Leiter zum Koffer.
Wer den Platz und die Zeit hat, den GAZ zu zerlegen (Koffer und Führerhaus runter), zu entrosten und lackieren und dann mit diversen - preiswert verfügbaren - Teilen wieder zusammenzubauen, der kann sich mit ordentlicher Arbeit, aber für relativ überschaubares Geld ein nettes, historisch interessantes Spaßmobil aufbauen. Es gibt - entgegen meiner früheren Annahme - klare Indizien für eine echte NVA-Historie (u.a. deutsche Beschriftungen im Koffer), der GAZ war wohl auch schon mit H-Kennzeichen in Deutschland zugelassen.
Mir selbst fehlt die doch recht üppige notwendige Zeit, die dieses Projekt bräuchte, die stecke ich dann lieber in den bereits vorhandenen GAZ 66 in unserem Fuhrpark. Als Ersatzteilspender wäre er mir zu schade, dafür sind aber auch rund um Frankfurt die Stellplätze zu teuer.
Falls jemand Interesse hat bin ich für Tipps zur Überholung dieses GAZ gerne zu haben, ich finde, er ist es wert, wieder auf die Straße zu kommen.
P.S.: Ich wurde nicht vom bisherigen Eigentümer bestochen, fände es aber nett, ein paar mehr Russen hier im Forum zu haben.
P.P.S.: Sämtliche technische Angaben und Einschätzungen nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.
Grüße
Marcus