Hallo Christian und herzlich Willkommen im UAZ-Forum,
dann werd ich gleich mal auf deine Fragen eingehen:
Was passiert, wenn man(n) unterwegs ein Gebrechen hat?
Nun, da kommen wir schon zum wichtigsten und alles entscheidenden Grundsatz eines Jeden, der ein UAZ-Fahrer sein oder werden will: Die "guten Freunde" mit großen Garagen nützen dir dann reichlich wenig, wenn du unterwegs bist. Du musst schon deinen Motorwagen kennen und auch schrauben können. Da geht kein Weg dran vorbei. Einfach reinsetzen, freuen und losfahren und wenn dann mal was ist, den ADAC anrufen (oder wie das bei euch im Lande heißt, weiß ich leider nicht) ... geht jedenfalls nicht.
Nun kommt es aber auch drauf an, WOHIN deine Expedition mit (d)einem UAZ-Motorwagen gehen soll. Wenn deine Reise ins Mutterland und/oder ehemalige Staaten der UdSSR geht, dann kannst du sicher sein, dass du in jeder Kolchose pfiffige Schrauber findest, die dir helfen können. Aber auch hier gilt - wie oben grundsätzlich beschrieben: Hilf dir immer erst selbst. Anderweitige Hilfe benötigst du dann vielleicht in Form von Geräten und/oder Materialien oder Werkzeugen. Der beste Mechaniker solltest eben DU SELBST sein, wenn du mit einem solchen UAZ-Fahrzeug auf Reisen gehen willst.
Welche Ersatzteile sollte man mitnehmen?
In dieser Frage vertrete ich die Auffassung: ALLES, was du an E-Teilen an Bord hast, geht nicht kapputt. Klingt komisch - ist es auch - gleichwohl erwiesen durch jahrelange eigene Pannenerfahrungen. Im Umkehrschluss heißt das aber leider: Wenn du eine Panne hast, hast du genau das Teil oder das Werkzeug eben nicht an Bord...
Die Erfahrungen besagen aber auch, dass eine gut bestückte Ersatzteilkiste zumindest ein gutes Gefühl bereitet und vielleicht doch mal helfen kann. Ich habe bei jeder meiner Ausfahrten genau zwei Kisten Standardausrüstung dabei. Die eine Kiste mit Flüssigkeiten und Betriebsstoffen, wie z.B. Öl, Bremsenreiniger, Bremsflüssigkeit und dergleichen mehr sowie Werkzeuge, wie Hammer, Zange, Draht (getreu dem Spruch mit ... Leningrad) Nusskasten, Maul- und Ringschlüssel und vieles mehr. In der anderen Kiste sind die Ersatzteile drin, wie z.B. Zündverteiler, Elektronikboxen (Kommutatoren für elektron. Zündungen) Zündspule, Benzinpumpe, Lichtmaschine, Wasserpumpe, Rep-Sätze für Vergaser sowie vieles mehr an Kleinteilen... grundsätzlich eben alles an Kram, was einem unterwegs helfen kann, vom Abschleppseil - bis Zündung ist ne Menge drin...
Und wenn du unterwegs Lust auf ne Motorinstandsetzung hast, dann kannste auch noch Kurbelwelle, Kolben+Laufbuchsen, Zylinderkopf, Ölwanne, Kupplung und Getriebe mitnehmen. Kommt eben drauf an, WOHIN du willst und wo du langfährst, also viel Offroad oder Feldwege ... oder ... oder ... oder ... und wie weit die nächstgelegene hilfeleistende Stelle entfernt ist.
Das auf deinem Bild dargestellte Fahrzeug ist anscheinend eine Sonderlösung, zu deren Herkunft ich leider nix sagen kann. Die Achsen sehen allerdings original aus, wenngleich würde mich bei der Höherlegung die Ausführung der Kardanwellen interessieren, weil die originalen hierbei wohl über die Maßen abgewinkelt in ihren Kreuzgelenken klemmen müssten...
zu 1.) Grundsätzlich ja. Die UAZ-Busse mit moderner Motorelektronik, also aktuelle Baujahre sind zuverlässige und treue Begleiter. Es gibt eine interessante WDR-Reportage über eine Expedition zum kältesten Ort der Erde. Ich habe den Link leider nicht griffbereit, aber während dieser Reise mit einem werksneuen UAZ-Bus lief dieser quasi mehr als 3 Monate ohne Unterbrechung durch, bis auf zwei Ausnahmen: Beim ersten "Motoraus" brannte ein Batteriekabel und beinahe wäre die ganze Fuhre abgefackelt und beim zweiten Mal war es glaube ich Spritmangel während der Nachtruhe, als man vergaß, rechtzeitig nachzutanken. Was ich damit sagen will: Der UAZ-Bus ist definitiv ein schönes Reise- und Expditionsmobil, gleichwohl gibt es bequemere und sorglosere Fahrzeuge. Wenn du mit einem UAZ fährst, ist das allein schon ein großes Stück vom Abenteuer.
zu 2.) Fahrzeuge aus Polen sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Zu groß sind die Versuchungen der Einheimischen, die abgerockten Grotten, die sie irgendwo gefunden haben, oberflächlich aufzuhübschen und an gutgläubige Deutsche (oder Ösis ) zu verscherbeln, mit max. Gewinn versteht sich. Wenn du gute Kontakte nach Polen hast, dann nutze sie, indem die Einheimischen in deinem Auftrag ein gutes Fahrzeug suchen. Es gibt sie nämlich, die guten Autos aus Polen, sie sind nur schwer zu finden.
zu 3.) Zum Thema Baujahre gibt es auch wieder mindestens zwei diametral unterschiedliche Auffassungen. Zum einen sind die "älteren" Baujahre meist qualitativ höherwertig, eben Friedensware. Dickeres Blech, besseres Material, wie Stahl für Zahnräder in Getrieben und Differentialen und dergleichen mehr. Für die Verwendung älterer Baujahre spricht auch, dass Pannenhilfe unterwegs und Ersatzteilbeschaffung unproblematischer ist, wenn du - wie oben beschrieben - im Mutterland (oder ähnliche Staaten) unterwegs bist. Gegen die Verwendung älterer Baujahre und für die neueren Fahrzeug spricht deren verbesserte Motortechnik, wie höhere Leistung durch Einspritzanlagen und elektron. Motorsteuerung. Aber auch hier gilt die Devise: Wenn dich die Elektronik verlassen hat, ist "Game over" und gut Rat teuer. Vergaser kann man besser reparieren, als Einspritzanlagen. Logisch - oder?
zu 4.) Ein wirklich gutes Fahrzeug (mal abgesehen von der Camping- bzw. Expeditionsausstattung, welche viel Geld kosten kann) wird preislich zwischen 2500,- und 4500.- Euro liegen. Diese Angaben sind natürlich relativ und bilden nicht wirklich die Realität ab, weil diese durch Angebot und Nachfrage immer wieder neu bestimmt wird. Wenn ein guter UAZ-Bus angeboten wird, dann liegt es noch immer am Verhandlungsgeschick des Interessenten und an den Preisvorstellungen des Anbieters. Die Preise schwanken stark und für dich als Interessent, noch dazu aus dem "Ausland", also ohne großartigen Backround in deiner näheren Umgebung, wirst es definitiv schwer haben, einen guten Bus in "Reichweite" zu finden, der nicht sooo teuer ist, dass auch noch Geld übrig bleibt für die Ausstattung und Ausrüstung und für den Roadtrip selber.
FAZIT: Wir haben alle mal angefangen und sind vom UAZ-Interessenten zum UAZ-Käufer, dann zum UAZ-Fahrer und dann zum UAZ-Schrauber geworden. Die einen fahren viel und lassen andere schrauben, die anderen fahren viel und schrauben selbst viel und gern und wiederum andere kaufen sich einen UAZ und fahren selten und schrauben gar nicht.
Wenn du ein UAZ-Fahrer werden willst, MUSST du auch Schrauber werden und sein wollen.
Beste Grüße
Rüdi