Einen guten Abend in die Runde.
Es ist guter Brauch sich in einem Forum, dem man beitreten möchte, auch vorzustellen.
Nachdem ich nun seit geraumer Zeit still mitgelesen und technische Tipps wie ein Schwamm in mich aufgesogen habe, möchte ich das nun auch gerne machen.
Mein Name ist Hans Peter, seit über 30 Jahren höre ich aber auf den Spitznamen „Godsvin“. Dieser stammt aus meinem ältesten Hobby, dem Wikinger-Reenactment. Mit meiner Familie lebe ich im nördlichen Schleswig-Holstein, nicht so furchtbar weit von der dänischen Grenze entfernt.
Ich melde mich hier an, weil ich grade dabei bin, mir einen UAZ 469b zuzulegen. Natürlich…
Wie komme ich auf dieses Fahrzeug, obwohl ich keinerlei direkte Verbindung in den ehemaligen „Osten“ habe. (Na ja, abgesehen von fünfeinhalb Jahren Dienst auf der Hohen Düne von 1995 bis 2000.)
Am Tag von Fidel Castros Staatsbegräbnis sah ich in den Nachrichten den auf Hochglanz polierten UAZ, der die aufgebahrte Urne durch Havanna zog. Trotzdem ich da schon etliche Jahre in der (West-)Marine diente, hatte ich zuvor noch nie einen UAZ gesehen. Nur die GAZ-24 Wolga der SMM, die vor der Wende ständig in der Nähe unserer Kasernen „herumlungerten“.
Jedenfalls hatte es mir der Wagen sofort angetan und gefiel mir stilistisch deutlich besser als alles, was mir aus Amerika, Fernost oder von der großen Nordsee-Insel bekannt war.
Nun denn, die Jahre vergingen. Ich organisierte Off-Road-Treffen der „Duster-Community“ und nahm selbst 2018 als Beifahrer an der SuperKarpata-Trophy teil, allerdings auf einem Pinzgauer.
Irgendwann war dann ein guter Kontakt zu Militärfahrzeug-Freunden entstanden, die neben Defender, MB Wolf, Unimog, Borgward und HummVee auch Ural, Robur LO, LUAZ, GAZ 69 natürlich auch UAZ 469 fuhren. Und da war er also wieder, nach all den Jahren.
Aber erst, so war ich (selbstverständlich!) mit meiner Frau einig, musste das Haus fertig werden, das wir seit Jahren sanieren.
Ja, also, bis wir in diesem Juli in unserem Urlaub mal wieder in Estland auf der Insel Saaremaa waren, von der meine Frau stammt. In einem estnischen Autoportal (auto24.ee) hatte ich auf der Nachbarinsel Hiiumaa einen 469er entdeckt, der auf den Bildern recht gut aussah. „Ach Schatz, wollten wir uns nicht schon seit Jahren mal Hiiumaa ansehen?“ Ja, eine Inseltour würde sie gerne machen, ein Auto ansehen, dass wir ohnehin nicht kaufen würden, aber nicht. Schließlich sei das kein Museum, sondern ein Mensch, der sein Auto verkaufen möchte. Das sei doch dann unfair. Das war natürlich absolut richtig. Aber dass ich enttäuscht war, merkte sie schon. Wollte ich doch unbedingt sehen, was man für den aufgerufenen Preis von € 4500 in Estland bekommt.
Auf der Fährfahrt zur Insel bot sie dann urplötzlich einen Kompromiss an: wenn das Auto direkt, also wirklich direkt, an unserer Route steht, dann können wir ja fragen, ob wir es uns einmal ansehen dürften.
Was soll ich sagen? Der Herrgott muss ein UAZ-Fan sein.
Der Verkäufer, ein richtig fitter alter Herr über 80, brauchte den Wagen nur im Winter, um mit dem selbstgebauten Schneeschild den Weg von seinem Einöd-Hof zur nächsten geräumten Straße freizuschieben. Nun lebte er aber bei seinem Sohn.
Der Wagen hatte neue Tanks bekommen, Schweller und Radhäuser waren vor zwei Jahren vernünftig geschweißt worden. Also, soweit ich das beurteilen konnte, denn ich bin ein absoluter Laie und habe keinerlei technische Erfahrung oder gar einen entsprechenden Beruf erlernt.
Während ich mir den Wagen ansah und auch eine kurze Probefahrt durch den Wald machen durfte (Motor läuft, er bremst und schaltet, die Kupplung rupft ein wenig), quatschte meine Frau emsig mit dem Verkäufer. Irgendwann sagte sie mir, dass er einfach so auf € 4000 heruntergegangen sei. Ich fing an, das Fahrzeug von unten zu fotografieren. Keinerlei Unterbodenschutz, alles rostig, aber an keiner Stelle durchgerostet, soweit zu sehen. (O-Ton des alten Herrn: das ist Russenstahl, der rottet nicht durch😊) Ich stelle später mal ein paar Fotos im Bilderbereich ein.
Was mir nicht so gut gefiel, waren die Sitze. Diese sind zwar in ganz hervorragendem Zustand, aber keine Originale. Vielleicht kann hier jemand erkennen, aus welchem Fahrzeug die stammen.
Dann sprach mich meine Frau an und meinte, es ziemlich Dummes gemacht zu haben: sie hatte geäußert, dass wir den Wagen nehmen, wenn er auf € 3500 herunter gehen würde. Und nach kurzem Überlegen hätte er eingewilligt.
Ich tat entsetzt, tanzte aber innerlich schon einen Tango. Aus der Nummer würde sie kaum noch herauskommen.
Wir verblieben am Ende so, dass wir einige Freunde mit Erfahrung um Rat bitten würden und uns schlau machen, wie wir den UAZ nach Deutschland bekommen.
Kurzum: alle Bekannten mit Russenblech-Erfahrung sagten uns, dass der Wagen evtl. € 500 zu teuer sei, aber offenbar in nicht zu üblem Zustand. Kaufen!!
Nun ist meine beste Ehefrau aller Zeiten dabei, einen Transport nach D zu organisieren. Auf eigener Achse ist nicht nur viel zu teuer, ich bin auch nicht sicher, ob er das ohne vorherigen Tausch aller Öle und Fette und etwas Zuwendung schaffen würde. Ein Transport mit einer Spedition ist auch kein Schnäppchen. Allerdings gibt es da eine, die offenbar oft leer nach D fährt, um hier Autos zu kaufen. Da verhandelt sie grade über einen günstigen Preis.
Ansonsten muss ich bis zum kommenden Februar warten. Denn wird uns ein Freund von der Insel besuchen. Der nimmt dann einfach seinen VW-Bus und einen Autotrailer von der dörflichen Werkstatt und bringt den 469er mit.
Beim TÜV war ich auch schon. Der Leiter einer Station hier ist Oldtimerspezialist. Ich vermutete ein größeres Problem mit der Zulassung, weil es keine Fahrgestellnummer auf dem Fahrzeug gibt. Klar, die war ja nur auflackiert und ist weggerostet. Daher hatte die estnische Behörde eine eigne Nummer vergeben, auf ein Blechschild gestanzt und in Kühlernähe auf das Blech geschraubt.
Aber das, so der TÜVi, reiche ihm aus. Ich solle das Fahrzeug ruhig nach Deutschland bringen.
Soweit die Geschichte, wie ich zu einem UAZ kam. Na ja, noch komme.
Ich freue mich auf einen regen Austausch und hoffe, dass Ihr eine Menge Geduld mit den Fragen eines völlig Unwissenden haben werdet. Zuerst würde mich interessieren, welchen Typ ich da eigentlich wirklich erwischt habe. Baujahr ist laut Zulassungsbescheinigung 1978.
Lieber Gruß aus dem Norden, der Godsvin