Hallo liebe UAZ-Forengemeinde,
ich bin seit 07/2025 ein neues Mitglied in diesem Forum und möchte mich sowie mein Fahrzeugprojekt nachfolgend anständig vorstellen:
Im wirklichen Leben heiße ich Marco und komme aus Leipzig. Seit Anfang Mai 2025 wohnen neben Frau, Kind und Hund noch so ein komisches Auto bei mir, dass von meiner Familie auf den Namen „Boris“ getauft wurde. Meine Frau nennt ihn allerdings meist nur „das hässliche Ding“.
Der Boris ist ein UAZ 452 Bus, der 2017 das Licht der Welt erblickt hat. Er muss gemäß der vorliegenden Papierlage zuerst in Russland gefahren sein und wurde dann in Polen zugelassen. Es gibt hierzu Unterlagen, die ich aber noch nicht vollständig übersetzen konnte. Mit den polnischen Papieren/Zulassung wurde er im Oktober 2023 auf eigener Achse nach Deutschland überführt und dann in der Nähe vom Bodensee mit einem Kilometerstand von 79 Tkm abgestellt. Der deutsche und noch recht junge Besitzer wollte ein bisschen was dran machen und dann den UAZ als Alltagsfahrzeug nutzen. Das bisschen was dran machen war dann aber -wie zu erwarten- dann doch etwas anderes als mal eben schnell eine Zündkerze wechseln. Zu einer Herrichtung und anschließenden deutschen Zulassung kam es dann nicht mehr.
Ich bin jemand der gern reist und Menschen, Länder und Orte erkundet, die gern in den abgelegensten Regionen sein dürfen. Dieses Ansinnen habe ich bisher mit dem Motorrad und dem Fahrrad umgesetzt. Da ich nicht jünger werde und die 50 nun deutlich überschritten habe, war absehbar, dass ich in der Perspektive für weitere Reisen ein vierrädriges Gefährt haben sollte. Dieses Gefährt muss jedoch geländegängig, nicht größer als ein VW-Bulli und an jedem Ort der Welt durch mich mit Bordmitteln zu reparieren sein. Wie wichtig eine einfache aber robuste Technik beim Reisen fernab der ADAC-Pannenhilfe ist, kenne ich von meinen Motorradreisen.
Es gibt nicht viele Fahrzeuge, die oben benannte Kriterien erfüllen und jedes von diesen hat spezifische Vor- und Nachteile. Mit russischer Technik habe bzw. hatte ich beruflich zu tun, so dass mich dieser ganz eigene Charme nicht abschreckt. Ich weiß auf was ich mich hiermit einlasse. Insofern kam auch das Kastenbrot in die Liste der Fahrzeuge, nach denen ich mit viel Zeit und Ruhe Ausschau gehalten habe, bis ich den Boris bei Kleinanzeigen fand. Kurzentschlossen habe ich mich ins Auto gesetzt und die 650 km zum Bodensee abgerissen…
…da stand er nun: Grau, außen leicht angebeult, innen vermüffelt und vom Vorbesitzer etwas unbedarft aber nicht dramatisch angebastelt. Der Motor sprang sofort an und bewegt hat er sich auch, zumindest ging der erste und mit reichlich Nachdruck auch der Rückwärtsgang rein (Untersetzung und Allrad allerdings nicht). Die Leerlaufdrehzahl wurde nicht sauber gehalten, die OBD-Diagnose blieb aber ohne Befund. Der Blick hinter die Kulissen bzw. hinter die Innenraumpappen zeigte nur die serienmäßigen Anrostspuren und die üblichen schweißtechnischen Kunstwerke. Auch die Begutachtung von oben und unten ergab erst einmal keine signifikanten Auffälligkeiten oder gar Schäden. Der Boris wollte mit mir mitkommen, was er dann zwei Wochen später auf einem Transporter auch durfte.
Seit Mitte Mai 2025 steht der Boris nun trocken in (m)einer Schraubergarage, die er sich mit einem VW T3 Synchro teilt. Am 22.06.2025 wurde im Kontext eines Bierchens der Motor noch einmal angelassen und jede der vielfältigen Komfortfunktionen noch einmal durchgeschaltet. Um genau 17:20 Uhr gingen dann die Lichter im alten Leben von Boris endgültig aus!
Ursprünglich hatte ich vorgesehen den Boris erst einmal seriennah wieder herzurichten und somit ggf. etwas einfacher an eine deutsche Zulassung zu kommen. Die Idee hat sich bereits beim Abladen vom Transporter als frommer Wunsch herausgestellt. Vom Transporter ist das gute Stück noch selbst herunter gefahren, aber dann waren die Bremsen fest. Natürlich war dies nicht das einzige Problem. Eine straßenverkehrstaugliche Instandsetzung sowie Zulassung und anschließend ein „Weltreisemobilumbau“ ergab nunmehr keinen Sinn.
Der Boris ist ja gar nicht so alt und somit an sich kein historisches Fahrzeug. Das gibt mir die Möglichkeit Umbauten für den zukünftigen Einsatzzweck vornehmen zu können, ohne wertvolle und erhaltenswerte Substanz zu zerstören. Der Charme eines russischen Motorwagens soll jedoch auf keinem Fall abhanden kommen. Leider haben die wenigen Jahre Lebenszeit schon solche Spuren hinterlassen, die bei zeitgemäßen Konstruktionen nach einem Vierteljahrhundert zu erwarten wären. Aber gut, ich weiß auf was ich mich eingelassen habe und bin folglich nicht überrascht. Es wäre aber zu schön, wenn nicht jede zweite Schraube festgerostet und/oder rundgenuddelt wäre…
Ich schraube gern, nur nicht unterwegs. Um eine einigermaßen kalkulierbare Zuverlässigkeit zu erreichen, habe ich mir vorgenommen faktisch jedes Bauteil anzufassen und das Fahrzeug vollständig zu zerlegen. Diese Arbeiten sind bereits begonnen.
Im Zusammenhang mit der Zerlegung, der Aufarbeitung der Komponenten und der Wieder- bzw. Neuzulassung habe ich sicher ganz viele Fragen, bei denen ich auf Unterstützung der Community hoffe. Natürlich teile ich auch gern meine Erfahrung und das mit der Zeit gesammelte Wissen. Ich werde in Kürze unter „UAZ Restaurierungen“ einen Beitrag aufmachen und dann fortführen.