Bukhanka aus Bonn

#1 von ojutan ( gelöscht ) , 26.02.2019 12:37

Ich wollt mich mal kurz vorstellen.. ich bin seit 2006 x-mal in der Mongolei gewesen, und dort war der UAZ 452, in Rußland "Bukhanka" und in der Mongolei "Furgon" genannt das Verkehrsmittel Nummer 1 wenn es um den Fernverkehr geht. Das Land ist doppelt so groß wie Deutschland und 1,5 der 3 Millionen Einwohner leben in der Hauptstadt Ulaanbaatar. Ich bin in dem Land in diesem Auto fast 10.000 km von Ost nach West, von Nord nach Süd und immer durch die Steppe, Wüste, Matsch, Schnee und sonstiges gefahren.

Irgendwann hatte ich so sehr Fernweh und hab mir 2010 einen UAZ 3741 mit Gasanlaage und dem 2,9 Liter-Motor gekauft. Seitdem ist er mir treu erhalten geblieben... technische Komplettüberholung bei Tarmot in Polen 2013, und eigenhändig neu lackiert 2018.

Das Auto hatte ursprünglich sooo viele Probleme - zuallererst explodiert die Zündspule. Aber meine Güte wie kann die denn explodieren? Richtig, das Original ist mit Öl gefüllt, die wurde heiß und peng. Denn das war die für die Kontaktzündung, das Auto hatte aber eine kontaktlose Zündung, für die man eine andere Zündspule braucht Danach Ersatz mit einer Audi-Zündspule, danach DREI defekte Zündmodule... irgendwann kriegt das Auto noch mal eine vollintegrierte Computerzündung. Sowas gibts für ca. 400 Euro, sogar mit zwei verschiedenen Kennlinien.

Der Kabelbaum war unzuverlässig, es gab immer wieder Fehlzündungen, Kabel wurden heiß und verbrannten, ja er wurde sogar mal aufgebrochen und dann wußten diese Idioten von Autodieben nicht wie man ihn ankriegt.

2011 fiel ein Ventil in den hinteren Zylinder, und den Zylinderkopf vom Motor zu trennen, war eine Bastelaktion epischen Ausmaßes. Ich hab da bestimmt 100 Stunden Arbeit investiert... letztenendlich hatte die Werkstatt des Vorbesitzers gepfuscht und in die Bohrung eines Stehbolzen sind Abgase eingedrungen und hatten das Ganze verschweißt. Das hab ich am Ende mit mehreren Brotmessern auseinandergespalten so wie man sonst Hartholz spaltet. Nun ja, ich hab das am Ende soweit repariert gekriegt daß das Auto ein neues Ventil hatte und das hat die 900 km bis Tarmot gehalten.

Die haben dem Auto 4 neue Zylinder und einen Zylinderkopf verpaßt, dazu Differenzialsperren vorne und hinten. Bereift ist er im Moment mit YA215 von Omskshina, aber die sind billigst produziert... nach 6 Jahren sitzt das Profil nicht mehr komplett fest, die 77 Euro pro Reifen waren echt zuviel. Mittlerweile will der Händler fast 100 dafür haben - nee so nicht. Immerhin ist wegen dem neuen Kabelbaum nie wieder ein Problem in der Elektrik aufgetreten.

Den Hauptbremszylinder hab ich auch überholt, allerdings hab ich dafür auch drei Reparatursätze verbraucht.... teilweise sind es auch Kleinigkeiten, die der Vorbesitzer (Stadtwerke Krakau) verpfuscht hatten. z.B. hatte ich beim TÜV mal Bremsflüssigkeit verloren... der Prüfer war aber so kulant daß er mir das Versprechen der Beseitigung abgenommen hat. Und was wars? eine vergessene Kupferscheibe. Stattdessen war da ein Stück Alu drin. Meine Güte... 2018 hab ich den mittlerweile matten Lack angeschliffen und das Auto komplett neu lackiert. Zunächst mit dem Originalgrün - aber aus deutscher Herstellung - und dann noch mit einem Klarlack, und ich habe sämtliche Scharniere mit Gummi unterlegt, denn das war praktisch der einzige Rost an der Karosserie die vermutlich aus dem Jahr 2013 ist.

Nächste größere Aktion ist ein Motortausch, denn das Auto läuft extrem unrund, vermutlich weil die Kurbelwelle beim Zertrümmern des Ventils einen Schlag bekommen hat. Mit dem offiziellen BJ92 hat das Auto keinerlei Rost an der Karosserie - außer vor dem Fahrer- und Beifahrersitz. Die Stelle ist zwar dick mit Gummi bestrichen, aber nicht gut genug gemacht denn da wanderte Wasser drunter. Mittlerweile ist auch das beseitigt, und die nächste Aktion wird der Bau eines Carports sein... denn hier in Bonner Umgebung hab ich bis dato keinen Stellplatz gefunden, würde aber gerne etwas damit herumfahren.

Deshalb steht das Auto aktuell in unserem Bauernhof in Süddeutschland - da ist auch unsere Werkstatt.

Bei kleineren Handreichungen kann ich mit Rat und Tat (aber die Tat erfordert Bier um die Gelenke zu schmieren) zur Seite stehen. Ich spreche sogar Russisch, aber mein Schulrussisch ist leicht eingerostet, denn ich bin letztes Jahr 50 geworden. Zum Entziffern von Reparaturhandbüchern reichts aber noch.


Ich schraube, also bin ich...

ojutan
zuletzt bearbeitet 26.02.2019 12:39 | Top

RE: Bukhanka aus Bonn

#2 von Wolgakurier , 26.02.2019 19:33

Willkommen hier und Danke für deine ausführliche Vorstellung. Das klingt alles sehr interessant und abenteuerlich, deckt sich aber (wenn auch nicht so dramatisch) mit meiner Buserfahrung.
Irgendwas ist immer.....

Gruß Norbert


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